Das Hauptziel der Philosophie – meine ich – soll darin bestehen, sich in Respekt und Weisheit zu vervollkommnen, um mit der Quelle des Lebens eins zu werden. Die Vorstellung von einer immer währenden Philosophie, von einem gemeinsamen Nenner, einem gemeinsamen Faktor, der die Grundlage der Wahrheit in den religiösen, philosophischen sowie wissenschaftlichen Gedankensystemen ist, ist alt. Seit jeher wurde die Menschheit mit einer beeindruckenden Mischung von Wahrheit und Irrtum auf Abwege geführt. Wie können wir zwischen dem wahrgenommenen und dem, was anschliessend unverfälscht aus dem Inneren kommt, unterscheiden?
Das Universum, physisch und geistig, ist insgesamt eine Realität, eine Wahrheit. Jeder trennende Einfluss der dogmatischen Theologien, der Wissenschaften und der Philosophien, die im Versuch enden, die Wahrheit unter irgendeiner Flagge für sich in Anspruch zu nehmen, begrenzt uns. Wir können zuversichtlich sein, dass es ein solches Wissen gibt, das uns bemächtigen kann, die Stürme des Lebens, die Verzweiflung, Depressionen und Ängste zu überleben.
Philosophie enttäuscht alle Hoffnung auf Lebenshilfe. Philosophie ist keine Lebenshilfe. Philosophie bleibt Aufforderung zum Denken. Sie ist und bleibt Arbeit und Auseinandersetzung mit den existenziellen Fragen – eine Denkschule.
Philosophierende führen ein Selbstexperiment durch. Dabei stellen sie die Schöpfung und das ganze Universum auf die Probe, indem sie beides in ein Gespräch miteinander verstricken, bei dem niemand das letzte Wort behalten soll. Der eigene Lebenslauf wird mir zur Nebensache. Eine Vertiefung in eigene Gedanken, übernimmt die Hauptrolle. Der freie Austausch von Gedanken auf Augenhöhe und die Begegnung mit Gleich- und Andersgesinnten unterstützen mich dabei.
Grundidee ist es, die essentielle Einheit aller Wesen und Materie zu finden. Leben gibt es überall.
Weil alles aus derselben unerkennbaren schöpferischen Quelle stammen muss, ist die Möglichkeit zum Finden einer Einheit gegeben. Alles lebt und evolviert – vom Makro- bis Mikrokosmos, von den Pflanzen, Tieren, Menschen, Planeten, Sternen bis zu den Galaxien. Alles hat in seiner Wurzel eine Schöpfung und bringt sich selbst durch intellektuelle, psychologische, ätherische und materielle Bewusstseins- und Substanzebenen zum Ausdruck. Die Evolution reflektiert diesen Ausdruck von Fähigkeiten, der sich in materielle Formen differenziert. Das Leben des Individuums, der Menschheit und der gesamten Erde ist Teil dieses kosmischen Prozesses. Die Menschheit ist innerlich enger verbunden, als dies physisch wahrnehmbar ist. Wenn wir unseren höchsten inneren Eingebungen folgen, beeinflussen wir unsere unmittelbare Umgebung und die Menschheit als Ganzes. Ob wir damit der Menschheit dienen, ist ungewiss. Der Mensch scheint doch eher ein Irrläufer der Evolution zu sein.
Als in der Schöpfung verwurzelte Wesen haben wir alle die Fähigkeit zu erkennen, dass es weder ein «wahr» und «falsch», noch ein «real» und «illusorisch» gibt. Nicht blind den Diktaten der Autoritäten folgen, wie hoch auch immer sie stehen mögen. Wenn wir unseren eigenen Instinkten und Intuitionen folgen, erwecken wir unsere latenten Fähigkeiten, Einzelner zu werden – der zu sein, der von der Evolution getragen wird. Versuchen wir aber andere zu zwingen, das anzunehmen, was wir für den «richtigen Weg» des Denkens halten (missionieren), begrenzen wir die anderen. Jeder sollte seinem ureigenen, einzigartigen Pfad der Entfaltung folgen können und es zulassen, Einzelner sein.
«Wir werden alle mit dem Muttermal der Persönlichkeit geboren!»


Kurt Spalinger, 2016, 5610 Wohlen
Wer sich in Philosophie verrennt, wird nie arbeitslos…!
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